Reif werden und rein
Reif sollst Du werden wie die Frucht zum Tag der Ernte, wenn der Herr Dich in Sein Reich holt. Rein sollst Du werden, damit Du das Licht Gottes schauen kannst und nicht am Glanz Seiner Herrlichkeit zerbrichst. Das ist der Sinn Deines Lebens: dass Du immer reifer wirst für den Tag der Ernte, an dem Du das unendliche Licht Gottes schauen sollst.
Auf diesen Tag hin sollst Du leben, den Tag, an dem für Dich die Ewigkeit beginnt. Bereit machen sollst Du Dich für diesen Tag, so wie die Braut für den Bräutigam, damit Du im Festkleid bist, wenn der ewige Bräutigam kommt.
Das heißt nicht, dass Du nur jenseitsbezogen leben sollst. Eine solche Schlussfolgerung wäre eine völlige Verirrung, denn jetzt hat Dich Gott ins Diesseits gestellt, und im Diesseits, in dieser Welt, sollst Du Dich bewähren. Die Einheit mit Gott, die Du leben sollst, beginnt schon jetzt, auch wenn sie ihre Vollendung erst im Himmelreich finden wird. In diesem jetzigen Leben sollst Du Gott so sehr lieben, wie Du es vermagst, und Deinen Nächsten, der mit Dir zur Familie des Heils gehört. Immer mehr aber sollst Du in dieser Liebe zu Gott und den Menschen wachsen, bis Du eins geworden bist mit Gott. Das ist der Sinn Deines Lebens, das ist Deines Lebens Ziel.
Reif werden für den Tag der Ernte. Reif werden. Das ist ein anderes Programm als jenes der Kinder der Welt, die aus diesem Leben so viel wie möglich „herausholen“ wollen, um dann alt zu werden und zu sterben. Du brauchst die Erde nicht auszubeuten wie die Kinder der Welt, und mitnehmen, was mitzunehmen ist. Du kannst ausschöpfen, was sie Dir bietet, und mit Deinen und ihren, der Welt, Gaben Dein Leben und das Leben Deiner Mitmenschen gestalten.
Dein Leben ist ein Reifungsprozess. Alt werden ist nicht der Verfall, sondern reif werden. Du darfst Dein Leben nutzen, um reif zu werden. Nichts brauchst Du fürchten, auch nicht den körperlichen Verfall. Denn Deine Seele darf wachsen, und sie wird auch weiter wachsen, wenn Dein Leib verfällt, so du ihr dieses Wachstum ermöglichst. Ja, es mag sein, dass, je schwächer Dein Leib ist, desto stärker Deine Seele wird.
Du brauchst Dich nicht am Jungsein festzuhalten wie die Kinder der Welt, denn Dein Leben – das lebendige Leben – geht nicht vorüber, sondern Du gehst immer mehr darauf zu. Dein Ziel ist es nicht, jung zu sein, sondern reif zu werden, reif für die Ewigkeit.
Du hast Dir nicht die Jugend des Leibes erwählt (die jedermann verliert, mag er auch noch so daran festzuhalten suchen), sondern die Jugend der Seele. Der Leib ist dem Verfall preisgegeben. Doch ob auch Deine Seele dem Verfall preisgegeben ist, das liegt allein an Dir. Deine Seele aber wird leben in dem Maße, in dem Du ein liebender Mensch bist, und in dem Du in Gott bist. Denn Gott ist der Brunnen Deiner Seele, aus der ihr lebendiges Wasser kommt, die Liebe aber ist ihr Abfluss, der verhindert, dass die Gnade wie stehendes Wasser verfault.
Lerne es, ein liebender Mensch zu sein – ein Mensch der Ewigkeit, schon jetzt. Schließe Dich an die Gnadenquellen Gottes an und gebe sie weiter an die Menschen, die der Herr Dir zeigt. Ja, Liebe sollst Du empfangen, und Liebe sollst Du weitergeben. Das ist Dein Auftrag vom Herrn.
Hüte Dich vor der Versuchung, die Liebe für Dich zu behalten. Die Liebe, die Gott Dir geschenkt hat, hast Du empfangen, um sie weiter zu geben. Sie ist kein Besitz, den Du für Dich behalten darfst. Sie wird erst fruchtbar, wenn Du sie anderen Menschen gibst. Denn nur wenn Du sie weiter gibst, wirst Du sie weiter empfangen. Behältst Du sie daher für Dich, wird sie Dir wieder genommen werden. Das ist die Wahrheit des Lebens, und das sollst Du erkennen.
Gott will durch Dich hindurch fließen zu den Menschen. Wenn Du aber Dich dem Strom der göttlichen Gnade verweigerst und sie allein für Dich zu behalten suchst, kommt der Gnadenstrom ins Stocken. Die Liebe aber, die nicht mehr fließt, kommt wie das Blut des Leibes ins Stocken und verfault. Dein Elend aber wird größer sein als je zuvor, denn wenn Du die Liebe nicht mehr hast, dann hast Du nichts mehr.
Werde daher ein liebender Mensch. Bitte Gott darum, dass Er dich zur Liebe beruft. Und dass Er Dir hilft, der Liebe treu zu bleiben, dem Weg der Liebe, durch alle Enttäuschungen hindurch, die auf diesem Wege nicht ausbleiben werden. Hüte dich vor der Versuchung zu meinen, es gehe Dir nun gut und damit sei die Welt in Ordnung, und die anderen sollten selber schauen, dass sie zurecht kommen. Hätte Gott so gedacht, wärst Du in Deinem Elend umgekommen. Denke daran: Wenn Du den geringsten Deiner Brüder fallen lässt, dann lässt Du Jesus selbst fallen, Deinen Erlöser, der so viel um Deinetwillen auf Sich genommen hat.
Verlasse nicht den Lebensraum der Liebe. Die Liebe ist der Vor-Himmel auf Erden, der Egoismus aber ist die Vor-Hölle in dieser Welt. Betrete den Warteraum für das ewige Leben, nach dem Deine Seele sich sehnt. Das aber ist nicht der Warteraum zur Finsternis, sondern der Warteraum zum Licht.
Jesus erlöst Dich aus Deiner Knechtschaft, damit Du für das ewige Heil bereitet werden kannst. Immer mehr will Er die Finsternis von Dir nehmen, damit Du das Licht Gottes schauen kannst, wenn die Stunde kommt. Das Licht Gottes aber kann nur schauen, wer ein liebender Mensch ist. Der Mensch aber, der in der Finsternis ist, würde geblendet, und er wird zurückgeworfen ins Reich der Finsternis, das sein Ort geworden ist.
Nutze alles, was Gott Dir schenkt, um reif zu werden für das Himmelreich. Danke Gott für alles, was Er Dir gibt, für die Freude des Lebens wie für das Leid. Nehme alles als Gnade an, durch die Du zur himmlischen Vollendung gelangen kannst.
Öffne Dich für die Gnade Gottes. Öffne Deine Seele für den Herrn, damit Sein Geist Dich durchdringt und immer mehr Ihm ähnlich macht. Denn eines Tages sollst Du Christus selber sein, eins sein, ganz eins mit Deinem Erlöser.
Dieser Einswerdung gebe Dich in. Gebe Dich ganz hin. Lasse Dich reinigen, auch wenn der Prozess dieser Reinigung ein schmerzhafter Prozess ist. Bitte Gott, dass Er alles von Dir entfernt, was Dich an dieser Einswerdung hindert.
Begebe Dich in Sein Licht, damit Du licht wirst. Schöpfe von der Gnade Gottes und teile sie aus, Deinem Schöpfer gleich. Denn dazu bist Du berufen, Ihm nachzufolgen in allen Dingen.