Die Liebe Christi
Vater, lehre mich zu lieben, so wie Jesus Christus geliebt hat. Vater, nur um dieses Eine bitte ich dich, hilf mir so zu lieben, wie Christus geliebt hat. Aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele und mit allen Kräften meiner Existenz. Lehre mich, dich so zu lieben und die Menschen, meine Brüder und Schwestern, deine Kinder.
Lehre mich, so radikal zu lieben, so bedingungslos, ohne auf Erwiderung dieser Liebe zu warten, ohne etwas zu erwarten und lass mich bereit sein, aus Liebe zu dir und zu den Menschen, auch dein Kreuz auf mich zu nehmen.
Hilf mir so zu lieben, dass diese Liebe Menschen befreit. Dass deine unendliche Liebe durch mich hindurch sichtbar wird. Gib mir die Kraft, auch jene zu lieben, die mir übel wollen, die mich denunzieren, die mir Schwierigkeiten machen, die mich hassen und bekämpfen. Nichts soll geschehen, was mich dieser Liebe gegenüber untreu macht. Gib mir die Kraft, arm zu werden. Arm an materiellen Gütern, arm von Menschen, arm an Ansehen, damit ich reich werden kann in der Liebe. Damit ich die Menschen mit den Augen Jesu ansehen kann und nur noch ein Bedürfnis habe, zu lieben, bedingungslos zu lieben, dich und die Geschwister.
Heiliger Geist, ich danke dir
Heiliger Geist, ich danke dir.
Ich danke dir, dass du da bist. Dass deine Gegenwart für mich immer wieder spürbar wird. Ich danke dir, dass du die Kraft bist, die mir immer wieder Mut gibt.
Dass du mir das Grundvertrauen schenkst, immer wieder neu zu wagen, Möglichkeiten der Befreiung zu entdecken, an Abgründen vorbei zu marschieren. Du bist meine Sicherheit, mein Halt in den Abenteuern. Dir allein kann ich vertrauen, mit dir allein kann ich rechnen, wenn ich am Ende angelangt bin.
Hilf, die Realitäten zu überwinden.
Vater, hilf mir, hilf uns über die Realitäten hinaus zu wachsen. Die sogenannten Realitäten des Lebens, die uns oft einschüchtern. Gib uns die Möglichkeit, auch das scheinbar Unmögliche zu erwarten und durch diesen Glauben, durch dieses Vertrauen möglich zu machen.
Wie oft, Vater, neigen wir dazu, uns nur an unseren Erfahrungen zu orientieren. Wie oft sagen wir, dass der andere, den wir als schlecht erlebt haben, schlecht sei. Dass ein Lump ein Lump bleibt und ein Bornierter ein Bornierter. Dass ein Verkalkter ein Verkalkter bleibt und ein Heuchler ein Heuchler.
Herr, hilf, dass wir nicht nur dem Erfahrenen vertrauen, sondern auch dem, was wir noch nicht erfahren haben, den noch nicht erlebten Möglichkeiten im Anderen.
Herr, schenke es mir, dass ich es für möglich halte, dass auch der Heuchler offen werden kann, der Lump ehrlich, der Spießer verständnisvoll, dass der Sünder lieben kann und auch der scheinheilige Selbstgerechte.
Lass uns vertrauen, dass das möglich werden kann, damit die verborgenen Möglichkeiten frei werden, auch in jenen, mit denen wir uns schwer tun und auch in mir.
Und gib mir den Mut zu hoffen, wenn ich hoffnungslos geworden bin, wenn die depremierenden Realitäten mich erdrücken, wenn alles aussichtslos erscheint, sinnlos, alle Bemühungen ohne Erfolg, hilf mir dann zu glauben, dass es doch möglich ist, das neue Menschsein und die neue Erde und hilf mir so, diese neue Realität mitzuschaffen.
Br. Jan Hermanns