Gestalte Dein Leben! Nimm es in die Hand!
Es mag Dich erstaunen, dass ich die Erläuterungen über die Frage, wie Jesus heilt und befreit in dieser Zeit, mit einem solchen Hinweis beginne: Gestalte Dein Leben! Nimm es in die Hand!
Ich tue dies, weil es meine Erfahrung ist, dass es ohne diesen Schritt keine wirkliche Heilung durch Jesus gibt. Wir sind Toren, wenn wir glauben, dass Jesus uns heilt ohne unser Zutun, ohne dass wir die Verantwortung für unser Leben übernehmen. Jesus würde uns nicht ernst nehmen, wenn Er dies tun würde. Er würde es uns leicht machen, bequem, unsere Leiden nehmen, uns aber in unserer Schuld verstrickt lassen. Es wäre ein bequemer Heiland, ein Wundertäter, ein Wohlstandsbringer. Es wäre der Gott, den die Menschen suchen, doch nicht der Gott, der im Himmel ist und auf der Erde, nicht der wahre Gott.
Jesus will uns nicht das Brot der Welt bringen, sondern Er bietet uns das lebendige Brot an, Sich Selbst, und die Erlösung.
Wir aber, bewahren wir uns vor der Versuchung, nur den wundertätigen Jesus zu wollen, der unsere Unannehmlichkeiten beseitigt und dafür sorgt, dass es uns gut geht. Bewahren wir uns vor der Versuchung, Jesus zur Droge werden zu lassen, mit der wir uns das Leben erleichtern.
Wirkliche Heilung ist etwas anderes als Berauschung. Sie ist meist ein schmerzhafter Prozess. Reinigung ist schmerzhaft, doch sie befreit, und dieser Schmerz ist ein befreiender Schmerz, der uns froh macht.
Wir haben unser Leben von Gott empfangen. Wir selbst sind ein Geschenk. Alle Gaben hat der Herr in uns gelegt, die wir brauchen, um uns zu entfalten – geistlich, menschlich wie in der Bewältigung unserer Lebenssituationen. Das Werkzeug, das wir brauchen, um das Leben zu meistern, ist in uns. Es sind unsere Gaben, die Gott in jeden von uns gelegt hat. Die Talente.
Der Mensch soll sich die Erde untertan machen, heißt es in der Bibel (1.Mose 1,28). Das gilt nicht nur für die Menschheit. Das gilt für jeden einzelnen von uns. Wir sollen uns die Erde untertan machen – nicht in dem Sinne, wie es heute häufig geschieht, dass wir sie ausbeuten, sondern dass wir sie gestalten. Die Gaben, die Gott uns geschenkt hat, sollen wir einsetzen, um unser Leben fruchtbar zu machen. Das ist etwas, was wir mit Gott gemeinsam haben: dass wir schöpferisch sein dürfen. So wie der Schöpfer.
Es ist ein Frevel an unserem Leben, wenn wir es nicht sind. Wir verweigern die Gaben, die der Herr uns gegeben hat. Wir nutzen unsere Talente nicht aus. Dies aber hat die Folge, dass sie verkümmern.
Es ist das Wesen unserer Begabungen, dass sie der Entfaltung bedürfen. Liegen sie brach, verkümmert unsere ganze Existenz. Wir sind leer, fühlen uns als Versager, haben keine Zukunft und Hoffnung mehr. Statt unser Leben selbst zu gestalten, lassen wir uns gehen, leben in den Tag hinein und vegetieren dahin. Unser Dasein wird trostlos, und wir ertragen uns oft selbst nicht mehr. Die Flucht in Drogen und Ablenkung aller Art ist oft die Folge. Doch all diese Fluchtmöglichkeiten mögen uns über das Gescheitert-Sein unserer Existenz nicht hinweghelfen.
Wenn Du Dich hast gehen lassen, dann gibt es nur eine Antwort: Du musst die Verantwortung für Dein Leben wieder übernehmen. Du darfst Dich nicht weiter treiben lassen, sondern Du musst Dich dem Leben stellen.
Schwimme nicht weiter mit dem Strom. Sei kein Spielball Deiner Umwelt und folge nicht den Reizen, denen Du ausgesetzt bist. Suche nicht weiter den bequemen Weg, sondern lerne es, Deinen Weg zu gehen, auch wenn der über Stolpersteine gehen sollte.
Du hast eine Berufung, von Gott her. Jeder Mensch hat diese Berufung, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht. Und wir leben nur froh und erfüllt, wenn wir diese Berufung leben.
Die Berufung ist der Schlüssel zum erfüllten Leben. Die Berufung wird aber nur dem zuteil, der seine Gaben einsetzt. Er strengt sich an, aber er ist auch glücklich, weil er sich im guten Sinne auslebt.
Wenn Du dagegen Deine Berufung nicht lebst und Deine Begabungen brachliegen lässt, gerätst Du in einen Sog, in den Sog des Hängenlassens und der Resignation. Du erfährst Dein Leben nicht mehr positiv, und ein Gefühl der Sinnlosigkeit bricht in Dir auf. Du lebst nicht mehr, sondern Du lebst so dahin. Der Tod hat Dich schon ergriffen. Der Tod hat begonnen in Dir.
Wähle das Leben.
Und so Du das Leben verloren hast, so kämpfe neu darum. Bleibe nicht im Tod. Verlasse den Tod. Begebe Dich neu in das Leben.
Kämpfe um das Leben. Bleibe nicht im Sog, sondern verlasse den Sog. Biete dem Sog die Stirn. Lasse Dich nicht weiter von ihm unterjochen. Bleibe nicht Sklave des Soges, sondern werde wieder freier Mensch. Schüttele den Sog ab und nehme Dein Leben wieder in die Hand.
Erkenne, wo Deine Gaben liegen. Erkenne es wieder, oder erkenne es neu. Lasse Dir von anderen Menschen helfen, sie aufzuspüren. Und setze sie ein.
Vor allem aber lerne es, Dich wieder anzunehmen. Nehme Dich wieder an, auch wenn Du schwach geworden bist. Nehme Dich in Deiner ganzen Schwachheit an, so wie auch Jesus Dich in Deinen Schwächen annimmt.
Verzeihe Dir, wenn Du versagt hast. Verzeihe Dir, so wie Jesus Dir verzeiht. Lasse Dich nicht fallen. Auch Jesus lässt Dich nicht fallen.
Liebe Dich von Neuem, so wie auch Jesus Dich liebt.
Höre auf, ein Objekt zu sein – Objekt der Umwelteinflüsse oder Spielball Deiner Leidenschaftlichkeiten, Triebe oder Süchte. Denn Du bist berufen, ein Subjekt zu sein, eine eigenständige Persönlichkeit, die ihr Leben selbst gestaltet.
Entfalte Deine Persönlichkeit. Werde Persönlichkeit. Nimm Dein Leben in die Hand. Du bist dafür verantwortlich, Du allein, niemand anders.
Du hast Dein Leben von Gott empfangen. Lebe es so, dass Du es Deinem Herrn und Schöpfer eines Tages guten Gewissens zurückgeben kannst.
Treibe keinen Raubbau mit Deinem Leben. Lasse es nicht verkümmern. Schon gar nicht lasse es verkommen und zerstören. Missachte Dein Leben nicht, indem Du es wegwirfst oder zugrunde gehen lässt. Achte den Leib und achte die Seele.
Werde Mensch. Denn dazu bist Du berufen, Mensch zu sein in Jesus Christus.
Nimm Dein Leben in die Hand. Werde Du selbst. Werde der, zu dem Du berufen bist, von Ewigkeit her. Lasse Deine Berufung in Erfüllung gehen. Und widersage allen Mächten der Finsternis und des Bösen, die Dich daran hindern wollen.
Lasse Dich nicht gehen. Gehe.
Gehe den Weg, den der Herr Dir zeigt. Gehe den Weg Deiner Berufung, wie Deine Seele es Dir offenbart. Folge den Wünschen Deiner Seele, und widersage den Wünschen Deines Fleisches, die Dich daran zu hindern suchen. Widersage den Begierden, die Dich auf den falschen Weg geleiten wollen.
Und gehorche nicht den Ängsten, die Dich am Leben hindern wollen. Lasse Dich weder verführen noch einschüchtern. Lasse Dir nichts einreden. Du bist zum Leben berufen und nicht zum Tode. Nehme diese Berufung an.
Und trete in den Kampf gegen all das, was Dich an dieser Berufung zu hindern sucht.
Kämpfe.
Lasse Dich nicht treiben. Vielmehr schwimme gegen den Strom, gegen den Strom der Hindernisse, die sich Deinem Leben in den Weg stellen wollen. Nehme den Lebenskampf an. Weiche nicht mehr aus. Stelle Dich dem Leben. Und verweigere Dich dem Tod.
So Du dies tust, kannst Du vertrauen, dass Jesus an Deiner Seite steht, der Erlöser der Welt. Er wird Dir beistehen in den Bedrängnissen, und Dir helfen, über die Klippen des Lebens hinwegzukommen. Er wird nicht an Deiner Stelle schwimmen. Aber Er wird Dich mit Seinen Engeln begleiten, damit Du nicht zugrunde gehst, sondern die Gefahren des Lebens meisterst.
Du bist verantwortlich für Dein Leben, Du allein. Niemand kann Dir diese Verantwortung abnehmen. Ja, niemand darf es tun. Denn Du allein bist verantwortlich dafür, vor Dir selber, vor Gott und den Menschen.
Andere können Dir helfen, diese Verantwortung zu tragen. Doch abnehmen kann sie Dir niemand. Auch Jesus nicht.
Andere aber werden Dir helfen in dem Maße, in dem Du Dir selber hilfst. Das gilt auch für Jesus. In dem Maße, in dem Du verantwortlich bist, kann Er Dir helfen. In dem Maße aber, in dem Du unverantwortlich bist, schaltest Du Ihn aus.
Denn wie soll Dir geholfen werden, wenn Du wie ein Klotz im Strom der Zeit schwimmst? Wäre es recht, Dir zu helfen, wenn Du selber die Hände in den Schoß legst? Würdest Du nicht entmündigt, durch Gott wie durch die Menschen, wenn dies geschehen würde?
Es geht nicht an, dass Du betest, dass Gott Dir helfen möge, selbst aber träge und verantwortungslos bleibst. Was hast Du für ein Bild von Gott, wenn Du meinst, dass Er Dir helfen müsse? Soll der Herr, Dein Gott, der Dir alle Gaben gegeben hat, die Du brauchst, um das Leben zu meistern, soll Er Deine Faulheit und Bequemlichkeit unterstützen und für Dich die Karpfen aus dem Weiher ziehen? Unser Gott ist kein Automat für Bequemlichkeiten, den wir nur zu ziehen brauchen, um all unsere egoistischen Wünsche zu erfüllen – ich sage es nochmals. Unser Gott ist ein Gott der Liebe, der uns anbietet, mit Ihm den Auszug aus der Sklaverei zu beginnen und den Weg der Liebe zu beschreiten.
Das ist die Umkehr, von der die Rede war. Die Umkehr von Deinem bösen Tun. Aber auch die Umkehr von Deinem Nichtstun, von Deinem Mangel an Verantwortungsbewusstsein, von Deiner Trägheit und Deinem Hängenlassen.
Nehme den Auftrag Gottes wieder ernst und mache Dir die Erde untertan, entsprechend den Möglichkeiten, die der Herr in Dich gelegt hat.
Jesus will Dich befreien. Du aber trete ein in den Befreiungskampf. Kein Sklave wird befreit, der nicht selber auch um seine Befreiung kämpft. Wer nur die Hand des Befreiers ergreifen will, selbst aber nichts tut, um aus dem Gefängnis zu kommen, der bleibt zu recht in der Unfreiheit.
Du selbst wählst den Weg des Gefängnisses, wenn Du Dich selbst nicht befreist. Du bleibst in den Mauern Deines Egoismus und Deiner Ängste, wenn Du Dich nicht entschließt, daraus auszubrechen. Du bleibst Sklave, wenn Du nicht gewillt bist, freier Mensch zu werden. Du bist wie ein Gegenstand, wenn Du Dich nicht entschließt, Mensch zu werden.
Du kannst Dein Leben meistern, auch wenn es noch so gescheitert ist. Für jeden gibt es einen Ausweg. Kein Mensch kann so tief gesunken sein, dass es Gott nicht möglich wäre, ihn wieder aus dem Sumpf zu ziehen.
Du brauchst nur eine Voraussetzung. Dein Ja. Deinen Willen. Deine Bereitschaft, wieder in den Lebenskampf einzutreten. Jesus wird Dir dann beistehen, diesen Kampf zu führen.
In meiner Gefängnisarbeit habe ich Wunder erlebt, wenn Menschen dieses Ja gesprochen haben. Es waren Wunder der Umkehr und des Neubeginnes.
Die Tat des Neubeginnes ist wichtiger als tausend Worte und gute Vorsätze. Das kleine Zeichen der Umkehr ist bedeutsamer als viele große Gesten, was alles anders werden soll.
Im Gefängnis haben mich Gefangene mehr beeindruckt, die mit dem Zigarettenrauchen aufgehört haben – als Symbol für den Neubeginn, als Zeichen der Verweigerung der Sucht und Triebhaftigkeit gegenüber -, als jene, die Jesus ihr Leben übergeben haben, aber in den Taten inkonsequent geblieben sind. Wer ernst macht, wird eher ernst genommen, als jener, der anders leben will, aber es nicht tut.
Sei kein Mensch des Wortes. Sei ein Mensch der Tat.
Bekämpfe Deinen inneren Schweinehund, der Dich daran hindern will, das neue Leben zu beginnen. Beachte nicht die vielen Stimmen, die Dir einreden wollen, all das gehe doch nicht. Nehme Dich endlich selber ernst und fange neu an.
Schaue nicht zurück. Schaue nach vorn. Schaue aufs Leben. Schaue auf Jesus.
Br. Jan Hermanns